Inseln – Nichts

Inseln – Nichts

 

Format: CD 

Out: November, 29th, 2019

Label: Disentertainment

 

Wo? Where? Ou?

Neben Bands aus Osnabrück und Bielefeld, in deren geographischer Mitte mein Heimatörtchen Melle liegt, lege ich gern auch einen Fokus auf Musik aus Münster. Die Gemeinsamkeiten liegen auf der Hand: Als Studentenstädtl verfügen alle drei Kleingroßstädte über eine riesige und hervorragende Musikszene. So eine Art Bermudadreieck, das gute Bands hervorbringt und nicht schluckt.

Inseln aus Münster bestehen bereits seit 2011 und veröffentlichen im November 2019 nach einer 2015 selbst produzierten CD mit „Nichts“ ihren aktuellen Release auf dem Bonner Label Disentertainment.  

 

Was? What? Qu’est-ce que c’est? 

Inseln verstehen es meisterhaft, mit ihren Songs, deren Texte verzweifelt Zerrissenheit, Zögern und Angst zum Ausdruck bringen, die ZuhörerInnen verwirrt und verunsichert aus dem Album zu entlassen. Stilistisch bewegt sich das Trio recht weit entfernt von Post-Punk in Shoegaze-Gefilden, der Sound klingt kühl, oft sphärisch, der Einsatz von Hall bekommt eine richtungsweisende Bedeutung. Klare Anleihen an (Cold-) Wave sind nicht zu überhören, das Ganze klingt melancholisch und distanziert, aber: Die meist im Downbeat gehaltenen Stücke lassen an einigen Stellen aufleuchten, dass Inseln auch Melodien können, wie bei „Rauschen“, dem vierten Track von „Nichts“, in dessen Verlauf Nora Schulte-Coernes Stimme schon fast poppig klingt.

 

Wie? How? Comment?

Martin Staecklings sonore, abgehackte, oft gerade noch den richtigen Ton treffende Stimme wird meist von Patrick Jödickes Bass vor sich hergetrieben, was dazu führt, dass die Songs Spannung aufbauen und halten. Absolute Höhepunkte des 12-Track-Albums bilden alle Tracks mit Mixed Vocals, wodurch das ganze Album abwechslungsreich und interessant wird.

 

Und weiter? So what? Et la vue?

Inseln haben ein Händchen für gutes Songwriting, was die oft monoton durchzogenen Songs am Leben hält. „Nichts“ taugt sicherlich nicht für durchzechte Partynächte mit Tanzorgien, es passt eher zu Novembertagen, an denen grau der erste Schneeregen an die kühlen Scheiben Deiner tristen Siedlungswohnung gedrückt wird. Wer sich beim Musikhören auch einmal nachdenklich zurücklehnt und auf Bands wie Joy Division und New Order, in Teilen eventuell auch The Cure steht, ist mit Inseln bestens bedient. Die Band macht ihre Sache gut, behält den roten Faden des in Melancholie schwelgenden Albums immer bei und liefert damit einen grundsoliden Tonträger ab. 

 

Band

Martin Staeckling – voc, git
Patrick Jödicke – b
Nora Schulte-Coerne – voc, dr

 

Punkte: 3/4 (Gut)

Nichts für den Vollblutpunk, eher etwas für den Waver.

Uberflieger: Dein Gesicht am Fenster, Es ist zu spät

1: bitte nicht kaufen                       2: hörbar                   3: gut                         4: genial