Splittersicht – Tote Winkel

 

Format: CD / Tape / Digital

 

Out: January, 21st, 2022

Label: DIY / Self Released

 

I

Im Raum Tübingen / Stuttgart tummeln sich eine ganze Menge Bands, die die verschiedenen (Sub-) Genres des Coldwave- und Postpunk bedienen. In diesen Gefilden fühlen sich sicher auch die Tübinger Splittersicht heimisch, wobei das Spektrum der drei Mitglieder Hell van Sing, Graf Grau und Général Ringo recht weit gefächert ist. Mit ihrem Debut „Tote Winkel“ legen sie in 24 Minuten bei 6 Songs ein gutes Pfund vor. Der als ep deklarierte Erstling wäre bei anderen Bands locker als Album durchgegangen.      

 

II

Der Opener „Kalt“ poltert ohne Umschweife gut los, wer bei dem gemäß Selbsteinschätzung zu erwartenden Darkpunk stilistisch allerdings Fliehende Stürme oder Dan Scary erwartet, muss sich umorientieren. Die verhallten und etwas in den Hintergrund gemischten Drums erzeugen zusammen mit der Gitarrenarbeit einen klaren Coldwaveeinschlag. Der erste Track bleibt gleich ganz gut im Ohr und macht nach gut 3 Minuten Platz für den 5 Minutenbrecher „Nach der Maschine“, der geschickt mit Tempiwechseln spielt, die zeigen, dass auch rockige Töne nicht ausgelassen werden und den darüber hinaus die aggressiven Vocals auszeichnen. „Eichenhain“ nimmt kurz noch die Gothicschleife und anschließend erfüllt „ungeschehen“ wohl am ehesten die Kriterien eines „klassischen“ Punksongs.

Splittersicht verstehen es immer wieder, mit zeitlupenhaften Songpassagen eine bedrohliche und zermürbende Stimmung zu schaffen, was die dystopischen Texte, die sich mit Tod, Zerfall und Vergänglichkeit befassen perfekt unterstützt. „Galgenvogel“ und „Drei Meter tief“ zeigen zum Abschluss deutlich, dass die Affinität zu Gothic durch einen Hang zu mittelalterlichen Texten ergänzt wird. 

 

III

Wer, wie bereits erwähnt, Gothic, Coldwave aber auch Death Rock schätzt, macht mit „Tote Winkel“ genau den richtigen Griff. Für ein Debut sind die 6 Tracks wohltuend abwechslungsreich und bleiben nach einigen Durchgängen im CD-Player (alternativ: Kassettendeck) problemlos in den Gehirnwindungen hängen. Die Aufnahmequalität ist durchaus okay, eventuell sogar absichtlich etwas Downgrade, man merkt immer wieder, dass die Pandemie hinsichtlich der Technik im DIY Riesenfortschritte bewerkstelligt hat. Ist also nicht alles schlecht an C*R*N*. Zumindestens nicht an den sekundären Auswirkungen.

 

IV

Referenzbands anzuführen fällt mir an dieser Stelle echt schwer, zum einen sind viele Stile in „Tote Winkel“ miteinander verwoben, zum anderen kenne ich mich auch nicht wirklich gut in diesen Genres aus. Das wäre also was für Euch zum Füllen diverser Kommentarspalten. Go!

 

V

Fazit: Mit „Tote Winkel“ legen Spliitersicht ein hörenswertes Debut vor, das auch Hörer:innen gefallen wird, die nicht viel in den hier genannten Sparten unterwegs sind. Ich bin gespannt, wie die Band sich entwickelt. Bis dahin: Besorgt Euch die ep!

 

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Punkte: 4 / 5

Uberflieger

ungeschehen

1: bitte nicht kaufen                      2: hörbar                     3: gut                     4: sehr gut                  5: genial!